Veränderung der Kommunikation

WG; MFG; ASAP; FYI – Sagen euch diese ganzen Abkürzungen etwas? Wenn nicht, dann wird es Zeit zu schauen was sich hinter den Begriffen verbirgt und wieso diese Sprache für manche wie eine Muttersprache ist und sich wiederrum für andere wie eine Fremdsprache anhört. Wie hat sich die Kommunikation verändert? Damit beschäftigen wir uns in der heutigen Folge von TechUcation@school. 

Rauchzeichen, Nachrichtentrommeln und Brieftauben, in jeder erdenklichen Form kommunizierte die Menschheit vor einigen hundert Jahren miteinander. Dann kam das Telefon und hielt allmählich Einzug in die Haushalte. Später folgte das Handy, was heute buchstäblich zum Mittelpunkt der Kommunikation geworden ist. Laut einer Bitkom-Studie besitzen bereits 33% aller Kinder im Alter von 8-9 Jahren in Deutschland ein Smartphone. Bei den 10-11-Jährigen sind es sogar schon 75%. Im Laufe des Erwachsenwerdens steigt diese Zahl nochmal auf 95% an. 2019 verbrachten wir im Durchschnitt 3,7 Stunden täglich am Smartphone – das ist 35% mehr als 2 Jahre zuvor. Wir leben also in einer digitalen Welt.

Statt der Postkarte verschicken wir heute eine Whatsapp Nachricht, anstelle eines langen Briefes lieber eine Mail. Anstatt anzurufen, wird eine lange Sprachnachricht über Whatsapp geschickt. Tatsächlich ist die Anzahl der täglichen Whatsapp Nachrichten weltweit explodiert: 2011 waren es noch 1 Milliarde Nachrichten täglich, heute sind es 100 Milliarden Nachrichten.

Bei diesen Zahlen liegt es nahe, dass die Kommunikation von heute sich von der Kommunikation von früher unterscheidet. Der Wandel ist fließend verlaufen, sodass ihn viele Menschen gar nicht bemerkt haben. Im direkten Vergleich fallen jedoch drastischen Veränderungen auf.

Ein Wort kann die Veränderung am besten zusammenfassen: Geschwindigkeit. Na klar, einen Brief zu schreiben, zu frankieren und zu verschicken dauert nun einfach lange. Im Gegensatz dazu ist eine Whatsapp-Nachricht in Millisekunden beim Empfänger. Schnell getippt und schwups ist sie weg.  

Die Geschwindigkeit lässt sich jedoch noch in anderen Aspekten bemerken. Wir reagieren schnell. Das kann dann auch mal dazu führen, dass wir uns nicht genügend Zeit nehmen und zu impulsiv reagieren. Du warst bestimmt schon einmal in einer Situation, in der deine Finger schneller waren als dein Gehirn. Wir schicken eine Nachricht ab und bemerken in der nächsten Sekunde, dass wir in Wirklichkeit lieber anders geantwortet hätten. Oft können wir die Antwort aber nicht mehr rückgängig machen, weil unser Gesprächspartner diese bereits gesehen hat.

Heutzutage wird nämlich immer eine Antwort erwartet. Und das so schnell wie möglich. Wenn wir nicht antworten, obwohl wir online sind, wird das häufig als unhöfliche Geste wahrgenommen. Damit ist Kommunikation heutzutage komplizierter, weil stetig Reaktionen oder Antworten erwartet werden. „WG – wie geht’s; MFG – mit freundlichen Grüßen; ASAP – as soon as possible“ – unsere Kommunikation hat sich stark verändert, weil wir Nachrichten immer schneller senden möchten. Wenn wir ehrlich sind, hätten wir doch auch die Zeit das Wort oder den Satz auszuschreiben. Aber nein, es muss schnell gehen. Da müssen dann schon Abkürzungen her! 

Zeit für eine Begrüßung bleibt dann oftmals auch nicht. Besonders die jüngeren Generationen lassen die Begrüßung, wie „Hallo Herr XYZ“ oder „Sehr geehrte Frau ABC“, weg, genauso wie eine freundliche Verabschiedung. Sie kommen direkt zum Punkt. Das wird besonders von der älteren Generation oft als unhöflich wahrgenommen, die es einfach noch anders gelernt hat.

Wann bleibt uns bei diesen gestiegenen Erwartungen der schnellen Reaktion mal Zeit abzuschalten?  

Es ist verständlich, dass die ständige Erreichbarkeit und die schnellen Antwort- und Reaktionszeiten Stress auslösen können. 

Wenn es um den Wandel der Kommunikation geht, ist oft Unmut bei den älteren Generationen dabei. Vielleicht hast du folgende Sätze schonmal gehört, oder dich sogar dabei erwischt etwas wie “Damals haben wir uns einfach angerufen und das war dann abgemacht“, oder “Wir haben noch gelernt wie man richtig buchstabiert!“ gesagt zu haben.  

Wir haben das untersucht. War es früher wirklich besser?

Wie sieht es mit der Rechtschreibung aus? Um dieser Frage nachzugehen, hat Wolfgang Steinig, ein Professor für Germanistik an der Uni Siegen, Schulaufsätze aus drei Jahrzehnten miteinander verglichen und die Rechtschreibfehlerquote untersucht. Das Fazit ist ziemlich erschreckend: Schüler*innen machen heute mehr als doppelt so viele Rechtschreibfehler wie vor vierzig Jahren. 

Das ist gar nicht so verwunderlich. Wir nutzen im Alltag fast immer die Autokorrektur. Dadurch lernen wir nicht selbst wie ein Wort geschrieben wird, sondern können den Vorschlag des Handys oder des Computers annehmen. Der klassische Lerneffekt durch unzählige Wiederholungen bleibt aus. 

Es gibt jedoch zahlreiche Vorteile der digitalen Kommunikation, die wir keinesfalls unbeachtet lassen möchten. Wer Briefe schreibt weiß, dass das auf Dauer echt teuer werden kann. Wer früher viel telefoniert hat weiß ebenfalls, dass man da eine hohe Rechnung erwarten konnte. Vor allem dann, wenn es sich um internationale Gespräche handelt. 

Außerdem ist es nun deutlich einfacher einen persönlichen Kontakt zu halten. Wir haben nicht nur die Möglichkeit schneller Nachrichten zu verschicken, heute können wir sogar mit Video kommunizieren. So lässt sich auch die Mimik und Gestik unserer Gesprächspartner erkennen. 

Früher war also nicht alles besser oder schlechter. Es war eben anders. Wir erleben heute große Unterschiede zwischen den Generationen. Doch das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Wenn wir ein Gespür und Verständnis für die Kommunikation unserer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner haben, dann lassen sich Missverständnisse vermeiden und wir können uns besser auf die andere Person einlassen.